Panagiotis Agapitos
Professor für Byzantinistik
Universität Zypern
Mitglied des Vereins Griechischer Akademiker Frankfurt am Main e.V.
Im März 1821 began in einer Ecke des Osmanischen Reichs ein bewaffneter Aufstand, der sich zu einem breit verbreiteten Krieg für die Unabhängigkeit einer Gruppe von Menschen entwickelte, die sich selbst als Griechen verstanden und die glaubten, dass sie eine autonome Nation mit eigener Sprache und Religion bildeten. Die Griechische Revolution ist der erste solche “nationale” Aufstand in Europa, der durch die Gründung eines neuen Staates abgeschlossen wird. Besondere Bedeutung für den Anfang dieses Aufstands hatte die intensive geistige Vorbereitung vor der Revolution, wie die Tätigkeit des Rigas Velestinlis (ermordet 1798 in Belgrad), das Werk der in Odessa 1814 gegründeten geheimen “Freundesgesellschaft” (Filiki Eteria), aber auch der erfolglose militärische Versuch des Prinzen Alexandros Ypsilantis und seiner Heiligen Schar (Ieros Lochos) in der Walachei. Dabei sollten wir nicht vergessen, dass der erfolgreiche Ausgang der Revolution durch den entscheidenden Eingriff der drei Großmächten Rußland, Frankreich und England unterstützt wurde, sowohl in der Seechlacht von Navarino (1827), wie auch in den zwei Abkommen von London (1827 und 1830).
Wir Griechen betonen sehr oft das “antike Griechenland” als den strahlendsten und bedeutendsten Teil griechischer Geschichte. Es ist aber wohl die Zeit gekommen, zwei Jahrhunderte nach 1821, den gewaltigen Erfolg des Versuchs zu erkennenn, einen modernen Staat und eine moderne Kultur am südlichen Ende der Balkanhalbinsel entstehen zu lassen. Durch mehrere Zyklen der Katastrophe und des Wiederaufbaus hindurch hat Griechenland heute seinen dynamischen Platz in der Europäischen Union gefunden, in dem es auf bedeutende Weise am Fortschritt der Wissenschaft, der Wirtschaft und der Kultur in Europa und Amerika beigetragen und gleichzeitig einen speziellen “Greek Life Style” in Mode, Design, Musik und Gastronomie erschaffen hat. Es sollte, also, der heutige Jahrestag der Anlass werden, um das was wir vollbrachten zu feiern und darüber nachzudenken, wie viel mehr wir in den nächsten zweihundert Jahren vollbringen können.